
Wenn die hochsommerliche Hitze den Pilatuspool im Griff hat, dann träume ich mich gern ans Meer. Ich sehe mildes Sonnenlicht im Dunst, rieche die salzige Luft und höre wie die Wellen über kleine Kiesel schwappen und dabei noch dieses seltsame knirschende Geräusch machen.
Und wenn ich so im Kopfkino bade, dann fällt mir ganz oft ein Schmuckstück ein, dass sofort umgesetzt werden will. Diesmal waren es ein Paar Ohrstecker, ganz schlicht und grafisch, aus zart mattiertem Gold und darunter ein Paar komplett unregelmäßig geformte weiße Barockperlen. Halt dunstige Sonne und knirschende Kiesel.
Was unterscheidet eigentlich „Barockperlen“ von „normalen“ Perlen? Also generell schonmal vorweg: Alle Perlen, die wir heutzutage verwenden, sind Zuchtperlen (muss man auch so nennen). Die Perlmuscheln leben unter Aufsicht von Perlenzüchtern (sind also Nutztiere) relativ gemütlich in großen Körben im Wasser. Sie werden regelmäßig gesäubert und bei Bedarf in die nächste Bucht mit dem frischesten Wasser, der besten Temperatur und der leckersten Planktonpopulation geschleppt. Da Muscheln jetzt nicht so die bewegungsintensiven Tiere sind, dürfte sie das Leben im Korb nicht weiter stören. Wenn sie alt genug sind, wird Ihnen ein sogenannter Kern eingesetzt, um den die Muschel dann Perlmutt-Schichten legt. Dieser Kern ist üblicherweise rund und die entstandene Perle ist dann meistens ebenfalls ziemlich rund. Es sei denn, die Muschel legt die Perlmuttschichten nicht gleichmäßig um den Kern, sondern mit Knubbeln und Beulen. Dann ist die spätere Perle eben unregelmäßig geformt. Und warum heißen diese Perlen dann nicht „Beulenperlen“? Weil das nicht schön klingt. Eine knubbelige Perle ist ja immer noch ein sehr kostbares Naturprodukt und viele finden diese Perlen sogar schöner und individueller als die normal runden. Es musste also ein passender, extravaganter, aber trotzdem noch schlüssiger Name her. Und da kam das Barock ins Spiel. Aus dieser Zeit kennt man schon viele Gemälde, auf denen die Damen (und Herren) große Perlen tragen, die eben oft nicht ganz rund waren. Eine passende Assoziation war also gefunden und schwupps war der Name da. Ich finde den auch wirklich gut, weil der so schön schwer und etwas verspielt klingt und auch die Kostbarkeit dieser Perlen würdigt. Fun Fact: im Barock gab es noch keine Zuchtperlen, die unregelmäßigen antiken Perlen waren sogenannt Naturperlen (oder Orientperlen). Die sind anders entstanden, waren schon damals super selten und brauchten eine andere Muschelsorte. Heute lässt man diesen „Wildfang“ glücklicherweise bleiben und wir können uns, auch wenn wir kein König sind, an wunderschönen barocken Perlschätzen in vielfältigen Farben und Formen erfreuen.