Wappenkunde Teil 1: die Decken

Wappenzeichnung mit Erklärung

Heute einmal etwas aus der Heraldik. Das ist der Fachbegriff für Wappenkunde. Wir fertigen ja viele  Siegelringe an und in die ist üblicherweise das Familienwappen der Träger eingraviert. Und da habe ich während der letzten Verkaufsgespräche festgestellt, dass nicht jeder weiß, was auf seinem Wappen eigentlich dargestellt ist. Vor allem die verschnörkelten Ornamente, die sich meistens seitlich des Wappenschildes befinden und vom Helm herabfallen, werden von vielen als „diese Schnörkel“ bezeichnet.

Diese Schnörkel sind allerdings keine willenlosen Verzierungen, sie haben tatsächlich einen spannenden historischen Ursprung: Das Wappenwesen fand  um und bei den Kreuzzügen seinen Anfang (warum das so ist, erklär ich später mal). Und jedes Wappen besteht aus festgelegten Bestandteilen der Schutzrüstung eines Ritters, nämlich Helm und Schild. Ganz oben auf dem Helm sitzt die sogenannte Helmzier, ein charakteristisches Erkennungsmerkmal von Ferne. Das war in der Schlacht jetzt nicht soo wichtig und nahm erst später bei den Turnieren recht ausufernde Form an. In meinem Beispielwappen ist es ein Einhorn mit Schlappohren. Darunter musste was her, das den Kreuzritter davor schützte, in seiner Rüstung in der Sonne zu braten. Denn wer wollte schon vor den Mauern Akkons ohnmächtig vom Pferd kippen. Wie unmännlich. Gesagt getan, es wurde zwecks Beschattung ein Stofftuch über den Kübelhelm geworfen. Und wenn man schonmal dabei war, bot es sich natürlich an, dieses Tüchlein auch als Erkennungszeichen zu nutzen und mit speziellen Farben anzulegen.

Später des Mittelalters überließ die Gentry das Schlachtfeld lieber  den unteren Ständen. Gekämpft wurde nun daheim bei Turnieren Mann gegen Mann und mit viel Publikum. Die Helmdecken waren jetzt im mitteleuropäischen Raum eigentlich nicht mehr nötig. Die Sonne brannte nicht so stark vom Himmel herab und statt stundenlang vor Akkon herumzustehen, wurde nun kurz aufeinander zu galoppiert und das wars.

Aaaber, da macht so ein flatterndes Helmtuch natürlich richtig Eindruck. Je flatternder desto besser. Und wenn das Tuch auch noch durch mehrere harte Kämpfe zerrissen war, wirkte der Träger besonders männlich und gefährlich. Gern wurden da ein paar Dekorations-Risse mehr angebracht, wenn keiner guckte.

Bei der Gestaltung von Wappen, wurde dieses zerzaspelte Tuch dann immer weiter verschnörkelt, um den leeren Platz zwischen Wappenschild und der Kante des Siegelsteines auszufüllen.

Langer Rede kurzer Sinn: die „komischen Schnörkel“ rund um das Wappen sind die sogenannten „Decken“

Wenn Sie sich für einen Siegelring interessieren, schauen Sie gern auch auf unserer Siegelring-Seite, bei unserem Siegelring-Konfigurator, oder bei unseren kleinen Wappen-Anhängern für Kinder.

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