
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem Streifenring und einem Bandring ? Da zeigt sich wieder einmal, dass unsere Goldschmiede-Fachbegriffe nicht besonders schlüssig sind, was verständlicherweise einige Schmuck-Kunden verwirrt. In beiden Fällen geht es darum dass ein Ring ohne gewaltige recht-links-vorne-hinten-Ausdehnung einmal um den Finger geht. Dann wird’s aber doch sehr unterschiedlich. Das Gute: wir Goldschmiede sind geübte Gedankenleser und Umschreibungskünstler. So kann neulich ein netter Herr zu uns und suchte „so einen Streifenbandring“ Prima, damit konnte ich arbeiten. Logische Antwort meinerseits: „hab ich was Schönes da und fertige auch gern etwas individuelles an. Wünschen Sie ehr die Variante eines glatten Ringes, der sich nach oben verbreitert, und in den ein Farbstein und zwei Brillanten eingesetzt sind ? Oder die Variante mit vielen kleinen Steinen, die in einzelnen Fassungen direkt nebeneinander gesetzt sind ?“ Der Herr wünschte Variante 1, welches ein Bandring ist. Übrigens für Jahrzehnte der klassische Hamburger Verlobungsring, hier interessanterweise auch „preussischer Verlobungsring“ genannt. Und wo wir grad bei klassisch sind: NATÜRLICH werde in unserer Goldschmiede die Löcher für die Edelsteine auf der Innenseite der Ringe nicht grade gelassen. Sie bekommen eine schwungvolle Ausarbeitung, meist in Tropfen- oder Ellipsenform. Der Fachbegriff für diese Rückseitige Verzierung ist übrigens „Ajour“. Die Ajour wird vor dem Einfassen des Steines vom Goldschmied in das Fassloch hineingefeilt. Sie hat tatsächlich keinen technischen Vorteil und der Stein funkelt dadurch auch nicht stärker. Aber es ist halt ein liebevolles geheimes kleines Detail was nicht jeder machen kann und auf das wir stolz sind. Maschinell hergestellte Bandringe haben übrigens nie Ajouren.
Bandringe waren längere Zeit nicht sooo angesagt und erleben gerade eine kleine Renaissance. Ein schöner Gegensatz zu den in den letzten Jahren favorisierten zarten und filigranen Ringen. Ich bin schon immer ein Fan, Bandringe zeigen so eine sportliche Lässigkeit und haben gleichzeitig etwas ruhiges, edles. Wir fertigen sie in verschiedenen Stärken an von schmal (kann man auch zu mehreren tragen) bis zu richtig wuchtig (dann nur mit einem dicken Edelstein). Bandringe sind auch herrlich unverwüstlich und wunderbar wandelbar. Mein erster „richtiger“ Ring war auch einer. Romantic Fact: Meine Eltern hatten mir zum 18. Geburtstag einen Schlangenring geschenkt mit 1 Brillanten und 1 gelben Saphir im Tropfenschliff. Wunderschön. Und ja, Schlangenringe sind sehr elegant, wenn man lange, schmale Finger hat. Hab ich aber nicht und dann siehts merkwürdig aus. Also fasste ich mich ein Herz und bat um eine Umarbeitug (najaaaa, eher eine Neu-Anfertigung) und habe einen Bandring mit diesen beiden Tropfensteinen entworfen. Ganz schön tricky die auf der in allen Richtungen geschwungenen Oberfläche stimmig zu platzieren. Und Papa Bergmann hat nicht wenig geflucht, die graden Steine in eine gewölbte Fläche zu fassen. Hat er natürlich hingekriegt, war ja eh der beste Goldschmied aller Zeiten. Der Ring wurde in 900/er Gold angefertigt, was ja etwas weicher ist, und ich trage ihn noch heute. Jede Kerbe ist eine Erinnerung, der Ring sieht immer noch phantastisch aus und ich kann jedem und jeder nur wünschen auch so ein Alltime-Favourite zu besitzen ♥